Die Zahlen der Veranstalter beeindrucken: 18.600 Teilnehmende (auch aus Krankenhäusern) sowie 800 Aussteller waren zur DMEA 2024 gekommen. Das zeigt: Die Themen und die Akteur*innen in Berlin passten zur Nachfrage im Markt. Eine Reihe besonderer Highlights bot der Gesundheitsdaten-Spezialist DMI.
In seiner Eröffnungsrede betonte Prof. Dr. Karl Lauterbach die herausragenden Vorteile von Digitalisierung und KI. Das Digital-Gesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) bilden laut dem Bundesgesundheitsminister die beiden Säulen, „auf die wir die elektronische Patientenakte (ePA) auf der einen Seite und die Forschungsdatensätze auf der anderen Seite aufsetzen wollen“. Über das GDNG ließen sich alle Daten, die aus der ePA oder aus Forschungsregistern gewonnen werden, pseudonymisiert zusammenbringen. So könne der „weltweit größte Datensatz für Medizindaten“ entstehen. Dieser werde durch einen hohen Datenschutz gesichert und mache Sekundärnutzung für die Forschung möglich.
Gesundheits- bzw. Behandlungsdaten bieten laut dem Minister die Basis für Technologien, die beispielsweise Früherkennung ermöglichen. So lasse sich etwa 25 Jahre und mehr vor dem Ausbruch Demenz vorhersagen. Als aktuelle, relevante Lösungsansätze erwähnte Lauterbach, aus Patientengesprächen lasse sich Behandlungsdokumentation generieren ebenso wie strukturierte Daten, Diagnose und Therapiestellung.
Vor diesem Hintergrund werden sämtliche künftigen Gesetzesvorhaben aus seinem Haus Künstliche Intelligenz (KI) berücksichtigen, kündigte der Bundesgesundheitsminister an. Dies solle den Fortschritt in der Gesundheitsversorgung mit vertrauenswürdiger Technologie – also in Deutschland validierter Daten und im Land generierter Algorithmen – in Medizin, Biotech, Pharma und Medizintechnik beschleunigen
Krankenhausverantwortliche benötigen Informationen über Patient*innen, Prozesse und Ressourcen, um ihre Häuser heute und morgen souverän steuern zu können. Interoperable Daten bilden die Basis für das Messen, Analysieren und Interpretieren – so lautete in den Messehallen der klare Tenor. Und für die Mehrheit an Applikationen – ob über das KHZG gefördert oder davon unabhängig – schaffen sie das Fundament. Interoperabilitätsplattformen (IOP) dienen zu ihrer Bereitstellung und Nutzung. Internationale Standards stellen die Voraussetzung dar; „dieses Verständnis hat sich inzwischen in der Branche durchgesetzt“, freute sich Simone Heckmann, Leiterin Technisches Komitee FHIR bei HL7 Deutschland.
Krankenhäuser und ihre Partner können schon heute den Wissensschatz nutzen, der sich in der Behandlungsdokumentation verbirgt, erklärte Annett Müller in Berlin. Large Language Models (LLM) müssten nicht antrainiert werden; Informationen aus medizinischen Freitexten ließen sich bereits durch Natural Language Processing identifizieren. „Sie werden anschließend semantisch und syntaktisch interoperabel in FHIR®-konformen, also standardbasierten Datenbanken gespeichert“, erläuterte die Vorsitzende des Fachverbands für Dokumentation und Informationsmanagement in der Medizin (DVMD). Der IT-Dienstleister DMI, für den sie in der Geschäftsentwicklung tätig ist, biete dieses Datenmanagement für seine Kunden an: „Mit der Lösung DaWiMed machen wir Wissen auf Basis der Behandlungsdokumentation herstellerneutral verfügbar“.
Zu den Use Cases zählen laut Müller die Analyse der Behandlungsverläufe, die Sicherung der Dokumentationsqualität sowie die Bildung von Kohorten für klinische Studien und somit für den medizinischen Fortschritt. Zu den vielversprechenden Zielen zähle die Personalisierung der Medizin.
Zu den Vorreitern der Digitalisierung zählen die skandinavischen Länder und Finnland. Einblicke in das digitalisierte Gesundheitssystem ihres Landes bot auf der DMEA die dänische Botschaft. Eine enge Zusammenarbeit zwischen privaten Anbietern und staatlichen Stellen sei ein Schlüssel zum Erfolg, lautete eine der zentralen Botschaften am Gemeinschaftsstand dänischer Anbieter. Lösungen wie elektronische Patientenakte, E-Rezept und Telemedizin gehörten inzwischen zum Alltag der Däninnen und Dänen. Beispiele für Zusammenhänge, in denen digitale Gesundheitsdaten relevant sind, zeigten die Präsentationen in Berlin.
Dem „Health Data Management“ als Grundlage für den Fortschritt wurde ein Abend in den Nordischen Botschaften gewidmet. Der Anbieterverband bvitg hatte ein Panel mit finnischen Expertinnen und Experten sowie Kolleginnen und Kollegen aus Nachbarländern organisiert. Dr. Viola Henke, Vizepräsidentin des Anbieterverbands und PR-Mitverantwortliche bei DMI, moderierte die praxisnahe Diskussion. S. E. Kai Sauer, der Botschafter Finnlands, und Staatssekretär Dr. Thomas Steffen vom Bundesministerium für Gesundheit betonten, dass das Lernen voneinander große Vorteile bringe. Die meisten Wissensvorteile habe jedoch Deutschland derzeit zu erwarten.
Der Schlüssel zum Erfolg der Digitalisierung liege allerdings weniger bei der Technologie als bei dem Menschen, hob Peter Gocke hervor. Beim Panel „Healthcare goes smart“ betonte der CIO der Charité die Rolle von Akzeptanz und Kompetenz. Wie junge Akteur*innen den digitalen Wandel mitprägen, unterstrich der Nachwuchspreis der DMEA. Mit ihm werden innovative Bachelor- und Masterarbeiten ausgezeichnet. Die Palette reichte vom Maschinellen Lernen über offene Datenbanken und virtuelle Tumorboards hin zu Analysen in der Neurochirurgie. Die Fachjury zeichnete unter den zahlreichen Nominierungen sechs Studierende für ihre starken Ideen zur Digitalisierung der Gesundheitsversorgung aus.
Mit welchen zentralen Botschaften fuhren die Teilnehmenden von der DMEA nach Hause? Interoperable Daten und Change-Management bilden jetzt die herausragenden Aufgaben, mit denen die Digitalisierung zum Erfolg wird.